AURO-Classic-Edition - page 32

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Färberkrapp - Das
älteste Farbmittel der
Menschheit
Krapp ist neben Indigo einer
der ältesten Pflanzenfarb-
stoffe der Menschheit. Einst
war es ein wichtiges Handels-
gut zwischen Asien und Eu-
ropa. Es war, verglichen zu
anderen roten Färbemitteln,
verhältnismäßig preisgünstig.
Schriftliche Aufzeichnungen
über die Verwendung von
Krapp finden sich bereits bei
den Griechen und den Römern.
Ihr Farbstoff befindet sich bei
den lebenden Pflanzen nicht in
den kleinen, gelben, unschein-
baren Blüten, sondern im Zell-
saft und in den Wurzeln. Diese
sind 20 - 30 cm lang und außen
hellrot gefärbt. Wissenschaftlich heißt die
50 - 60 cm hohe Staude aus der Familie der Rötegewächse
Rubia
tinctorum
. Die Bezeichnung „Rubia“ verliehen die Römer dem
Krapp, weil seine Wurzeln roten Farbstoff enthalten. Die rote
Farbe entwickelt sich erst durch das Trocknen der Wurzelstöcke.
Gewinnung
Heute werden zum Färben die
Wurzeln von dreijährigen Pflan-
zen – entweder frisch oder
getrocknet und gemahlen – ver-
wendet. Frisch ist das soge-
nannte Rhizom innen gelb, erst
beim Trocknen entwickelt sich
der rote Farbstoff, auch Alizarin
genannt. Die Krappwurzeln wer-
den zerkleinert, über Nacht in
einem Baumwolltuch in Wasser
eingeweicht, die Färbebrühe
langsam zum Kochen gebracht
und dann das Baumwolltuch mit
den zerkleinerten Krappwurzeln
herausgenommen. Schließlich
wird das zuvor z. B. mit Alaun
gebeizte Färbegut in dem Sud
für circa 30 Minuten bei maximal
80° C gefärbt. Der Farbton kann,
je nach Beize und Extraktions-
art, zwischen einem kräftigen
Rot, einem Rot-Orange und Rosa
schwanken. Der Pflanzenfarb-
stoff reagiert mit der durch die
Beize gebildeten hauchdünnen
Tonerdeschicht. Dabei entsteht
eine recht licht- und waschechte
Färbung der Textilfaser.
Bei der Herstellung der Krapp-Pigmente zum Malen und Gestal-
ten wird dieser seit Jahrtausenden bewährte Prozess nachgebil-
det, jedoch ohne die Textilfaser als Träger. Vielmehr reagieren die
in der Krappwurzel enthaltenen Farbstoffe direkt mit den ur-
sprünglich farblosen Tonerdekristallen, die sich beim Zusatz von
Lauge zur Alaunlösung bilden. Auch hier entsteht eine hauch-
dünne, aber kräftige Farbstoffschicht direkt an der Oberfläche
der Tonerde. Traditionell wird diese Pigmentbildung „Verlackung“
genannt, im Fall von Krapp entsteht also ein sogenannter „Krapp-
lack“, der sich als Pigment bei Künstlern über die Jahrhunderte
wegen seiner Transparenz, Farbschönheit und relativ guten
Beständigkeit hoher Wertschätzung erfreute.
Bei
AURO
wird der Krapplack
als Pigment in der
classic
edition Wandlasur-Pflanzen-
farbe Reseda-Krapp-Orange
und in der
Wandlasur-Pflan-
zenfarbe Krapp-Rot (Blau-
ton)
verwendet.
Herkunft: Vorderasien
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